28. Mai: Turnen im Angesicht des Weltuntergangs
Guten Morgen zum letzten Wertungstag des Salzmann Cup in Auerbach. Heute stehen noch die restlichen Unlimited auf dem Plan, die noch ihre unbekante Pflicht fliegen müssen. Ansonsten sind noch die unbekannten Küren der Sportsman und Advanced vorgesehen und eventuell auch noch der Unlimited. Daß dieses Vorhaben ambitioniert ist, ahnten wir schon, aber was dann wirklich abging, ahnten wir noch nicht. Doch der Reihe nach...
Der Morgen begrüßte uns erstmal mit der immer noch feuchten Luftmasse am Boden, die den gesamten Platz eingenebelt hatte.
Der gesamte Zeltplatz steckt im Nebel
Zunächst sieht es mit dem Wetter so schlecht nicht aus. Oberhalb der dünnen Nebelschicht ist viel Platz zu den hohen Wolken, so daß wir auf Flüge hoffen, wenn sich der Nebel auflöst. Da die Luftmasse heute noch deutlich labiler sein soll und durchaus kräftige Gewitter zu erwarten sind, bauen wir früh auf. Zudem ist Alex gleich der zweite in der Startreihe der Unlimited, weswegen wir uns um sieben am Anhänger treffen.
An den Anhängern ist die Stimmung ähnlich.
Kaum haben wir den Swift fertig, kommt per Mobiltelefon der Befehl, die Unlimited erst einmal noch nicht aufzubauen, da schon für um 10 die ersten Gewitter gemeldet sind und man dann kein Panikrüsten haben möchte. Doof, aber da keine Gefahr im Verzug ist, lassen wir das Gerät erst einmal stehen und gehen frühstücken und uns das Briefing abholen. Dort wird uns dann mitgeteilt, daß erst einmal die Sportsman als kleinste Klasse fliegt. Also bauen wir deren Start im Norden Richtung 19 auf.
Startaufbau 19 für die Sportsman
Nach und nach gehen ein paar Starts der Sportsman raus und einige Programme werden auch geflogen. Komischerweise wird der Wind wieder schwächer und fängt an, auf Nord zu drehen. Parallel dazu bekommt die Unlimited den Befehl, sich an der 01 bereitzumachen, da es noch nicht nach riesigen Gewittern aussieht. Nur ein dicker Schauer südöstlich von uns steht an der Bergkante Richtung Tschechien.
Wie gestern bringt der Nordwind die widerliche Wolkenpampe mit, die innerhalb von Minuten dem Platz dichtmacht. Das wird dann so eng, daß einer der Sportsmen kaum noch eine Wolkenlücke findet, um wieder auf dem Platz zu landen, nachdem er eingesehen hat, daß Kunstflug jetzt nichts bringt. Zum Glück kommt er aber vom hiesigen Gelände und kennt somit jeden Baum mit Namen. Wir sind doch froh, als sowohl die ASK, als auch die Wilga wieder in einem Stück am Start stehen...
feuchte Brühe aus Nord und Wolken - gewohntes Bild.
So sind wir wieder einmal zur Zwangspause verdammt und warten die Zeit ab. Tatsächlich werden die Wolkenlücken irgendwann wieder größer, so daß die restlichen Sportsmen in die Box geworfen werden können. Auch wenn es teilweise eng ist, fliegen sie die Programme und die Jury drückt angesichts der Wolken ein Auge bei der Positionierung zu.
Kurz darauf soll eigentlich die Unlimited loslegen, aber im Radar ist ein dicker fetter Schauer zu sehen, der offenbar auf den Platz zuhält. Weil die schwarze Wand immer näher kommt, wird kurzfristig die Flucht anberaumt, um nicht von Hagel, Elektrothermik und Starkregen überrascht zu werden. Also ziehen wir die Flugzeuge wieder hoch zu den Anhängern und reißen den Swiften die Höhenruder ab. Später ist aber zu sehen, daß der Schauer offenbar vorbeigeht und uns nicht einregnen wird. Also machen wir erst einmal Mittagspause und hoffen, daß sich die Box dann wieder öffnet.
Tatsächlich wird der Nordwind stärker und es bildet sich eine Wolkenlücke zwischen den riesigen Wolkentürmen. Also wieder Kommando Startaufbau 01. Flugs bekommt der Hattorfer Swift sein Höhenruder wieder, Tape auf die Flächenspalte und wir zotteln das Gerät an den Start.
Vor Alex geht noch der Ziegenhainer Swift raus, muß aber aufgeben. Alex faßt sich dann ein paar Minuten und Diskussionen mit Manfred später in Herz und will es hinter sich bringen. Wie bestellt, findet sich eine Wolkenlücke, in die er sein Programm einpassen kann. Einige Minuten später landet er zufrieden und wir setzen das Zielschießen der Unlimited in die Wolkenlücken fort. Je später es wird, desto größer wird die Wolkenlücke. So, wie es aussieht, stehen zwei riesige Gewitterzellen am Erzgebirge und am Thüringer Wald, die durch ihr Absinken bei uns für trockenes Wetter sorgen. Na gut, wenn es dabei bleibt, machen wir weiter.
Noch während der Flüge der Unlimited wird klar, daß uns die Gewitter wohl nicht mehr treffen. Also wird der Plan, die ersten sechs der Advanced noch ein Stechen ausfliegen zu lassen, ernst. Das heißt, 6B und den Reißwolf zusammenzustecken und zum Start zu ziehen. Zwischenzeitlich wird es noch einmal hektisch, als auch die ersten sechs der Unlimited auch noch einmal fliegen sollen. Die hatten schon fast das Bier offen, weigern sich dann aber.
Nach einigen, teils hitzigen Diskussionen auch in der Advanced zwischen Piloten und Jury hält es David nicht mehr aus. Der will 6B jetzt nicht mit dem Auto wieder hochziehen und läßt sich in die Bahn schieben. Kurz bevor es losgeht, bekommt er noch den hektischen Hinweis, daß es jetzt doch gewertet wird. Also starten die ersten sechs der Advanced noch zum Stechen. David auf Platz 6 kann da nur gewinnen...
Blick auf den Platz in der Fächerung des Turns
Am Ende kommt David mit dem dicksten Grinsen nach einem fast perfekten Programm wieder herunter und wird von Martin mit einem Bier am Flugzeug empfangen. Gemeinsam bauen wir alle Flugzeuge ab und machen sie versandfertig.
2030 geht der Wettbewerb dann am Grill weiter, von dem uns heute von den Auerbachern das Abendessen serviert wird. Dazu hat Gisbert noch fünf Kisten Bier spendiert, die er aus dem Honorar für einen Segelfliegen-Artikel bereitstellt. Das Resthonorar geht davon an die Nationalmannschaft als kleine Aufmerksamkeit. Danke an Gisbert dafür.
Als alle satt sind, verlagert sich die Party an die originelle Feuerstelle des Auerbacher Flugplatzes. Die Einheimischen meinen, es wäre das Gehäuse eines alten Schweißumformers, dessen 10mm Wandstärke für eine ordentliche Strahlung sorgen. Brennmaterial gibt es dann an einem ostdeutschen Platz in hinreichender Menge ;-)
Gemeinsames Philosophieren am Feuer bei der Abschlußfeier
Über die Zeit wird die Segelkunstfliegermeute fröhlicher, die Musik lauter und das Feuer größer. Wir feiern einen erfolgreichen und schadfreien Wettbewerb, der von den Auerbachern perfekt organisiert und geplant war.
Halb drei gehen wir schlafen. Ein paar unverdrossene hält das nicht ab, noch Songs aus Top Gun zu singen und weiterzufeiern. Am nächsten Morgen werden wir erfahren, daß die letzten schon wieder die Sonne gesehen haben...