Segelkunstflug
Programme und Aresti
Sicher hat jeder bereits einmal Kunstflug auf einer Flugschau erlebt und gesehen, wie ein Flugzeug dabei mit halsbrecherisch erscheinenden Manövern durch die Luft herumwirbelt. Im ersten Eindruck mag es so aussehen, als stünde hinter alledem kein wirklicher Plan. Doch man kann beruhigt sein - dem ist nicht so.
In den Anfangstagen war es tatsächlich noch jeder Pilot, der seine Manöver ausprobierte - wobei das auch nicht jeder überlebt hat. Doch mit dem Aufkommen der ersten Wettbewerbe im Kunstflug war ein Standard vonnöten, der die zu fliegenden Figuren leicht erkennbar und vor allem eindeutig festlegt. Dies ist zur Vergleichbarkeit unabdingbar, damit wirklich jeder Pilot das gleiche fliegt und die Schiedsrichter die geflogenen Darbietungen auch entsprechend werten können.
Dabei fiel die Wahl auf das Aresti-System, benannt nach einem spanischen Adeligen - siehe Foto. Wen die weiteren historischen Details interessieren, dem sei der Wikipedia-Artikel oder eine schöne Zusammenfassung von Steffen Engel auf RC-Network wärmstens ans Herz gelegt.
José Luis de Aresti Aguirre
(http://www.aero-news.net/images/content/sportav/2003/JoseAresti-1103a.jpg)
Doch worum geht es eigentlich? Ein Kunstflug wird generell in mehrere Figuren unterteilt, die hintereinander geflogen das Kunstflugprogramm ergeben. Zwischen den Figuren erfolgt dabei eine Figurentrennung in Form einer horizontalen Linie, ca. 1-2 Sekunden lang (das berühmte "Heuwägelchen...). Das soll dem Schiedsrichter das Werten erleichtern und dem Piloten eine kurze Verschnaufpause geben.
Die Figuren selbst unterscheiden sich nach den sogenannten Figurenfamilien. Dabei werden ähnliche Grundfiguren nach Kategorien gruppiert, wie z.B. Linien, Rollen, Loops, usw. Figuren lassen sich dabei auch aus unterschiedlichen Elementen zusammensetzen, z.B. Linien und Rollen. Dabei sind alle Figuren und Figurenelemente in einem Katalog zusammengefaßt und nummeriert, so daß die Festlegung eindeutig ist. Dieser ist auf unserer Seite bei den Downloads verlinkt.
Damit steht dem Kunstflieger ein Werkzeug zur Verfügung, sich eine genaue Abbildung des zu fliegenden Programms zu zeichnen. Das ist eine Grundvoraussetzung auch für das Training, in dem das Programm vor dem Flug gestaltet und mental vorbereitet wird, um es anschließend zu fliegen. Ein Beobachter am Boden kann dann parallel den Flug bewerten und dem Piloten Feedback anhand seines Programms geben.
Beim Segelkunstflug gibt es bei der Gestaltung eigener Programme noch ein paar Grundregeln zu beachten. Aufgrund des fehlenden Motors kommt dem Energiemanagement eine tragende Rolle zu, d.h. die Figurenübergänge sollten von den Aus- und Eingangsgeschwindigkeiten zueinander passen. Das erspart langes Linienfliegen zum Anpassen der Eingangsgeschwindigkeit der nächsten Figur. Hier helfen bei Fragen gern die erfahreneren Piloten und Fluglehrer aus.
Im Folgenden ist ein Bespielprogramm (Bekannte Pflicht aus der Advancedklasse aus dem Jahr 2010) zu sehen. Dabei wurde z.B. auf unterschiedliche Eingangsgeschwindigkeiten geachtet, so daß der Trudler in Figur 5 und der halbe Loop aus dem Rücken in den Normalflug jeweils mit geringen Ausgangsgeschwindigkeiten der voherigen Figuren problemlos eingeleitet werden können. Die anderen Figuren erfordern jeweils hohe Eingangsgeschwindigkeit, die durch Abwärtsbewegungen in den Vorgängerfiguren gut eingestellt werden kann. Dieses Energiemanagement ist für ein harmonsich aussehendes Programm wesentlich.
Für die Wertung im Wettbewerb besitzt jedes Figurenelement einen Schwierigkeitsfaktor, den sogenannten k-Wert. Bei zusammengesetzten Figuren werden die k-Werte der Einzelelemente entsprechend addiert. Damit ist gewährleistet, daß schwerer zu fliegende Figuren entsprechend teurer sind. Leider ist es auch schmerzhafter, wenn so etwas mal mißlingt...